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Der Berg in der Bibel

■ Ort der Erscheinung Gottes (Theophanie)

■ Ort der Nähe Gottes (ursprünglich räumlich gedacht)

■ Ort der kultischen Verehrung Gottes (oder der Götter) (Höhenkult)

■ Ort der Offenbarung von Gottes Willen (Weisung in göttlicher Legitimation)

■ Ort des Wohnsitzes Gottes (Tempelberg)

 

Wenn die Bibel vom „Berg“ spricht, schwingen ganz oft alte mythologische Vorstellungen mit. In grauer Vorzeit wurden Berge als Götter verehrt. Und selbst wir Heutigen können uns der „Erhabenheit“ und Machtausstrahlung hoher Berge kaum entziehen. Im Laufe der Entwicklung verblasste die Vorstellung vom Berg als Gottheit. Stattdessen sah man Berge als die Wohnstätten von Gottheiten an. So heißt es in einem uralten ägyptischen Danklied an eine Göttin: „Hütet euch vor der Bergspitze, denn ein Löwe ist in der Spitze; sie (= die Gottheit) schlägt, wie ein wilder Löwe schlägt, und verfolgt einen, der gegen sie sündigt.“ Es war also frevelhaft, die Spitzen der Berge erklimmen zu wollen, sie waren den Göttern vorbehalten.

Die Vorstellung von Bergen als Orte des Wohnsitzes Gottes hat sich bis ins Alten Testament erhalten. Für die Samaritaner war der Wohnsitz Jahwes der Garazim. Auf diesem „Berg des Segens“ war man Gott nahe, hier opferte und betete man an. Israel wählte sich Zion als zentralen Anbetungsort. Hier, im Tempel „auf der Bergspitze“, hatte Jahwe Wohnung genommen. Zu dieser Zeit dachte man sich dieses Wohnen schon nicht mehr physikalisch-räumlich, sondern theologisch-bildlich. Stellvertretend für Jahwe wohnt sein „Name“ (5Mo 12,5) bzw. seine „Herrlichkeit“ (1Kön 8,11) im Tempel. Noch deutlicher wird die Allegorisierung des Begriffes „Berg“ bei Jesaja: „In der Wüste bereitet Jahwe den Weg, macht in der Steppe eine ebene Bahn unserem Gott! Alle Täler sollen erhöht werden, und Berge und Hügel sollen erniedrigt werden, und was uneben ist, soll gerade, und was hügelig ist, soll eben werden, denn die Herrlichkeit Jahwes soll offenbart werden“ (Jes 40,3f.). Die „ebene Bahn“ ist also nicht als Reiseerleichterung gedacht, sondern als Einebnung aller Mächte, die „niederfallen“ müssen vor Jahwe, denn: „In Gottes Hand sind die Tiefen der Erde, ihm gehören die Spitzen der Berge“ (Ps 95,4). Ähnlich ist Ps 68,17 zu verstehen, wo die Mächte heidnischer Berge vor dem Zionsberg zu ihrem Ende kommen: „Was seht ihr scheel, ihr Berge, ihr Bergspitzen, auf den Berg, wo es Gott gefällt zu thronen? Ja, dort bleibt Jahwe immerdar“.

Im Neuen Testament verblasst die Vorstellung von der Göttlichkeit des Berges fast gänzlich. Trotzdem benutzen insbesondere Markus und Matthäus das Bild vom Berg, um Nähe zum Himmel und um Legitimation des Gesagten zu erzielen:

– Wie Mose am Sinai die Gesetzestafeln auf dem Berg empfängt, so empfängt hier das Volk die Lehre Jesu (die „Bergpredigt“) auf einem Berg (Mt 5-7).

– Auf einem Berg werden die 12 Jünger als Apostel eingesetzt (Mk 3,13).

– Auf einem Berg betet Jesus zu seinem Vater (Mk 6,46). Das Gegenteil der hier ausgedrückten Nähe, nämlich gefühlte Gottesferne, wird durch das Gebet im tiefen Tal (Gethsemane im Kidrontal) ausgedrückt (Mk 14,32-42).

– Auf dem „Berg der Verklärung“ kommt es zur Begegnung zwischen Jesus, Mose und Elia (Mk 9,7).

Markus schließlich geht einen letzten Schritt. Als Heidenchrist löst er sich selbst vom Tempelberg, wenn er Jesus sagen lässt: „Wer zu diesem Berg (gemeint ist der Tempelberg) spräche: Heb dich und wirf dich ins Meer!, und zweifelte nicht in seinem Herzen, sondern glaubte, dass geschehen würde, was er sagt, so wird’s ihm geschehen (Mk 11,23). Diese Loslösung von jedwedem menschlichen Kult korrespondiert mit Jh 4,20ff., wo die Samariterin am Jakobsbrunnen zu Jesus sagt: „Unsere Väter haben auf diesem Berge angebetet und ihr sagt, in Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten soll.“ Worauf der johanneische Jesus erwidert: „Es kommt die Zeit, dass ihr weder auf diesem Berge noch in Jerusalem den Vater anbetet. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen im Geist und in der Wahrheit anbeten.“

 

Berg

In Verbindung mit…

Bedeutung

Bibelstellen

 

Ararat

Noah

Jahwes Bund mit der Menschheit

1Mo 8,4 + 22

Berg im Land Morijah

(spätere Deutung: Tempelberg)

Abraham

Absage an Menschenopfer

1Mo 22

Sinai (Horeb)

Mose

Bund mit Jahwe, Gesetzestafeln

5Mo 5,2

Karmel

Elia

Abkehr vom Baalskult, Wiederherstellung der Gottesbeziehung

1Kö 18

Garizim

(> Ebal)

Berg des Segens

Anbetungsort der Samaritaner

5Mo 11,29

(> Joh 4,20)

Tabor

 

„Weltenberg“ (tabbur=“Nabel“)

 

nach späterer Tradition „Berg der Verklärung“

5Mo 33,19

 

(> Mk 9)

Zion

David

Zentraler Anbetungsort der Israeliten

Sitz der Bundeslade

Ps 2,6

2Sam 6

Ölberg

Messias

Berg des Messias

Sacharia 14,4

Golgatha

Jesus

Kreuzigung, neuer Bund in Christus

Mk15,22

 

Namenlose Berge NT

 

 

 

 

„Berg der Bergpredigt“

Jesus

Zusammenfassung der Lehre Jesu

Mt 5-7

„Berg der Versuchung“

Satan, Jesus

Jesu Absage an weltliche Macht

Mt 4,8

„Berg der Apostelberufung“

Jesus und seine Apostel

12 Jünger werden als „Gesandte“ (=Apostel) eingesetzt

Mk 3, 13

„Berg des Gebets“

Jesus

„Jesus beim Vater“

Mk 6,46

„Berg der Verklärung“

Jesus, Mose, Elia

Das ist mein lieber Sohn, den sollt ihr hören

Mk 9, 7

 

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