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Der fruchtlose Tempel (Mk11, 11-23)

 

1. Die Tempelreinigung und die Verfluchung des Feigenbaums

11 Und Jesus ging hinein nach Jerusalem in den Tempel und er besah ringsum alles, und spät am Abend ging er hinaus nach Bethanien mit den Zwölfen. 12 Und am nächsten Tag, als sie von Bethanien weggingen, hungerte ihn. 13 Und er sah einen Feigenbaum von ferne, der Blätter hatte; da ging er hin, ob er etwas darauf fände. Und als er zu ihm kam, fand er nichts als Blätter; denn es war nicht die Zeit für Feigen. 14 Da fing Jesus an und sprach zu ihm: Nun esse niemand mehr eine Frucht von dir in Ewigkeit! Und seine Jünger hörten das. 15 Und sie kamen nach Jerusalem.
Und Jesus ging in den Tempel und fing an auszutreiben die Verkäufer und Käufer im Tempel; und die Tische der Geldwechsler und die Stände der Taubenhändler stieß er um 16 und ließ nicht zu, dass jemand etwas durch den Tempel trage.17 Und er lehrte und sprach zu ihnen: Steht nicht geschrieben (Jesaja 56,7): »Mein Haus soll ein Bethaus heißen für alle Völker«? Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht.
18 Und es kam vor die Hohenpriester und Schriftgelehrten, und sie trachteten danach, wie sie ihn umbrächten. Sie fürchteten sich nämlich vor ihm; denn alles Volk verwunderte sich über seine Lehre.
19 Und abends gingen sie hinaus vor die Stadt.
20 Und als sie am Morgen an dem Feigenbaum vorbeigingen, sahen sie, dass er verdorrt war bis zur Wurzel. 21 Und Petrus dachte daran und sprach zu ihm: Rabbi, sieh, der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist verdorrt.22 Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Habt Glauben an Gott! 23 Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem Berge spräche: Heb dich und wirf dich ins Meer!, und zweifelte nicht in seinem Herzen, sondern glaubte, dass geschehen werde, was er sagt, so wird's ihm geschehen.24 Darum sage ich euch: Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubt nur, dass ihr's empfangt, so wird's euch zuteil werden.

Mit der Verfluchung des Feigenbaums haben wir wieder eine Geschichte, die auf der realen Erzählebene mehr als merkwürdig erscheint. Jesus möchte ein paar Feigen zum Frühstück. Er sieht einen Feigenbaum, der aber keine Früchte trägt, denn es war nicht die Zeit für Feigen. Ärger über die trügerische Hoffnung könnten wir ja bei einem hungrigen Mann verstehen. Warum den Baum aber gleich verfluchen? Aber das Wunder geschieht, und am nächsten Morgen steht der Baum bis in die Wurzeln verdorrt da. Schießt Jesus damit nicht über das Ziel hinaus? Doch nun bekommt die Geschichte eine neue Wendung. Jesus scheint den Baum nicht verflucht zu haben, weil er sich über ihn ärgert, sondern um den Jüngern die Macht des Glaubens zu demonstrieren: Als Petrus ihn darauf hinweist, dass der am Vortag verfluchte Baum tatsächlich verdorrt ist, antwortet Jesus: Habt Glauben an Gott. Euer Glaube könnte Berge versetzen. Dagegen wäre die Verfluchung eines Feigenbaums noch ein leichteres „Kunststück“.

Nun erleben wir heute nicht (und haben es in den letzten 2000 Jahren auch nicht erlebt), dass glaubende Christen Obstbäume über Nacht verdorren lassen oder Berge ins Meer stürzen könnten. Vielleicht ist unser Glaube an Gott nicht stark genug? Aber warum sollten wir so etwas überhaupt tun? Welchen wie auch immer gearteten Sinn sollte es haben? Wir sehen wieder: Auf der wörtlichen, also historischen Ebene, bereitet die Geschichte nichts als Schwierigkeiten. Wir nehmen also wieder die allegorische Sichtweise ein und vermuten, dass das Bild vom verdorrten Feigenbaum im übertragenen Sinn eine tiefere Bedeutung bekommt. Wieder vermuten wir, dass die Geschichte nie passiert ist, sondern dass Markus uns auf Aussagen des Alten Testaments hinweisen möchte. Seine Erzählung hat darin (in den Texten des Alten Testaments) ihre Bedeutung und Herleitung. Und sie hat (in Überbrückung der historischen Lebenszeit Jesu) ihre Vergegenwärtigung in der Zeit des Markus.

Feigen sind köstlich und nahrhaft. Ganz besonders köstlich sind die Frühfeigen, auf deren Herausbildung man hofft. Sie erscheinen bei mildem Winterklima bereits im Frühjahr, also vor der sommerlichen Haupternte. Feigenbäume treiben in Israel kurz vor dem Passafest neue Blätter; und weil eben nicht selbstverständlich ist, ob die Bäume Frühfrüchte ausgebildet haben, kann man sie nicht „von ferne“ (V. 13) sehen, sondern muss näher treten und genauer nachschauen.Dieses Bild finden wir bei dem Propheten Hosea, der diese ersten Feigen (deren Ausbildung eben nicht selbstverständlich ist) mit den „Vätern“, also den früheren Israeliten vergleicht:
Ich fand Israel wie Trauben in der Wüste und sah eure Väter wie die Frühfeigen am Feigenbaum (Hos 9,10).

Jahwe, in dieser Predigt Hoseas, zeichnet also ein positives Bild des „frühen“ Israel, an dem er sich freut wie über „Trauben in der Wüste“ (V. 10). Leider beklagt sich Jahwe schon bald über den Abfall seines Volkes, über dessen Vielgötterei:
… aber hernach gingen sie zum Baal-Peor (einem Fruchtbarkeitsgott) und gelobten sich dem schändlichen Abgott (Hos 9,10).

Als Konsequenz dieser Vielgötterei folgt dieser Spruch Jahwes:
So will ich sie um ihres bösen Tuns willen aus meinem Haus stoßen und ihnen keine Liebe mehr erweisen; denn alle ihre Oberen sind abtrünnig. Ephraim (Umschreibung für Israel) ist geschlagen, seine Wurzel ist verdorrt, so dass sie keine Frucht mehr bringen können (Hos 9, 15-16).

Und Hosea schließt mit dem prophetischen Wort:
Mein Gott wird sie verwerfen, weil sie ihn nicht hören wollen, und sie sollen unter den Heiden umherirren.

Unschwer erkennen wir, dass Markus nichts anderes macht, als diesen Text in seine Gegenwart zu übertragen. Der Messias (und in ihm Gott selber) kommt nach Jerusalem, zieht als König ein in das Seine, und schaut, was aus seinem Tempel geworden ist: Und Jesus ging hinein nach Jerusalem in den Tempel, und er besah ringsum alles (Mk 11,11). Wie in Hos 9,11 erscheinen „die Oberen“ (hier bei Markus: die Hohenpriester, Schriftgelehrte und Älteste, Mk 11,27) in Gestalt des Feigenbaums. Es hat sich aber seit Hosea nichts geändert. Der Messias besieht seinen Feigenbaum, aber die Frühfeigen, nach denen er so hungert (V. 12), findet er nicht. Das Jerusalemer „Establishment“ bringt keine Frucht. Und so erneuert der Messias das Gerichtswort Jahwes aus Hosea: So will ich sie um ihres bösen Tuns willen aus meinem Haus (dem Tempel!) stoßen (Hos 9,15) … ihre Wurzel ist verdorrt (Hos 9,17). So esse niemand mehr eine Frucht von dir in Ewigkeit (Mk 11,14) … der Feigenbaum ist verdorrt (Mk 11,20).

Bedenkt man, dass der Tempel zur Zeit des Markus bereits zerstört ist und seine Oberen tatsächlich (und bis auf den heutigen Tag) unter den Heiden leben, so wird die Aktualität dieses Gerichtswortes für die Täuflinge und Schüler des Markus deutlich. Sie sehen sich als das neue Israel, das Jesus als Christus und König willkommen heißt. Die Schriftgelehrten und Ältesten des alten fruchtlosen Tempels hingegen haben sich gegen den Messias gestellt. Genauso werden die Juden zur Zeit des Markus von den Christen erlebt.

Markus stellt also die Tempelkaste (und mit ihnen die jüdischen Autoritäten seiner Zeit) auf eine Stufe mit den von Hosea kritisierten, Jahwe ungehorsamen Israeliten. Das gilt auch für die Tempelreinigung, die in die Erzählung vom verdorrten Feigenbaum eingebettet ist. Wie öfter bei Markus beziehen sich Rahmenerzählung und Binnengeschichte aufeinander (vgl. Mk 5,21-43 oder Mk 6,7-44). Auch die Tempelreinigung hat historisch nie stattgefunden. Sie hat ihren Ursprung in Sacharja 14 und in Jeremia 7. Auf diese Texte verweist Markus und stellt sie damit in Verbindung zum zerstörten Tempel und zur anbrechenden messianischen Zeit. In Sach 14,20-21 heißt es:
20 Zu der Zeit wird auf den Schellen der Rosse stehen »Heilig dem HERRN«. Und die Töpfe im Hause des HERRN werden den Becken vor dem Altar gleichgestellt sein. 21 Und es werden alle Töpfe in Jerusalem und Juda dem HERRN Zebaoth heilig sein, sodass alle, die da opfern wollen, kommen werden und sie nehmen und darin kochen werden. Und es wird keinen Händler mehr geben im Hause des HERRN Zebaoth zu der Zeit.

Liest man das Kapitel 14 in Sacharja im Zusammenhang, so wird deutlich: Es geht um den „großen Tag“ des Herr (V.7), an dem (nach einem letzten Kampf der Heiden gegen Jerusalem, V. 2) die Königsherrschaft Jahwes allen Völkern offenbar wird. Diese Inhaltsangabe allein macht die Nähe zu Markus deutlich. Hier konnten die ersten Christen eine Sicht gewinnen, die aus der Niederlage am Kreuz ein siegreiches Geschehen entwickelte: Die Römer hatten Jerusalem erobert, seinen Tempel unter ihre Kontrolle gebracht und schließlich zerstört (Kampf der Heiden gegen Jerusalem, s.o.). Der wahre Tempel aber, so verstanden es die Christen, war nicht das imposante architektonische Bauwerk, sondern Christus selber (vgl. Joh 2,21-22). (In folgerichtiger Weiterentwicklung wird dann jeder Christ zum Tempel Gottes, vgl. 1Kor 3,17.) So wurde durch die Kreuzigung der wahre Tempel zerstört und in drei Tagen mit der Auferstehung neu aufgerichtet (Joh 2, 20). Dies war der „große Tag“ des Herrn, denn zu diesem Tempel (nämlich Christus) kamen nun die Heidenvölker um anzubeten (Sach 14,9+16).

Nach Sach 14, 20-21 sollte ein Kennzeichen dieses großen Tages die erneuerte Heiligkeit des Tempels sein. Auf dieses Zeichen nimmt Markus mit der Tempelreinigung Bezug: Es wird keinen Händler mehr geben im Hause Jahwes zu der Zeit. (Sach 14,21) Das Judentum zur Zeit Jesu erwartete vom Messias Reinigung (Ps.Sal. 17,30) und Neuerrichtung (4 Qflor) des Tempels. Es geht Markus also nicht in erster Linie um aktuelle Tempelmissstände, sondern um die Verbindung zwischen Sacharja und der Passion Jesu: Die Händler sind aus dem Tempel verbannt, der Tempel ist gereinigt, der große Tag des Herrn bricht an, in Christus wird ein neuer Tempel errichtet.

Über diese heilsgeschichtliche Proklamation hinaus lässt Markus seinen Messias ein Mahnwort an die Tempelbesucher richten: Mein Haus soll ein Bethaus heißen für alle Völker, ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht (Mk 11,17). Dieses Zitat steht ursprünglich in Jer 7,11. Hier ist es eingebettet in eine Predigt des Propheten Jeremia, der seinerseits die Bewohner Judas anspricht. Es geht ihm in dieser Predigt um den Tempel, der das Volk in falsche Sicherheit wiegt: Verlasst euch nicht auf Lügenworte, wenn sie (= die Tempeloberen!) sagen: Hier ist Jahwes Tempel (Jer 7,4). Ihr seid Diebe, Mörder, Ehebrecher und Meineidige … und lauft fremden Göttern nach … und dann kommt ihr und tretet vor mich in diesem Haus … und sprecht: Wir sind geborgen. Haltet ihr denn dies Haus für eine Räuberhöhle? (V. 9-11). Und Jeremia macht deutlich: Nur wenn sich das Volk besinnt (Bessert euer Leben und euer Tun V. 3), wird ihnen Gott im Tempel begegnen. Andernfalls wird der Tempel zerstört und das Volk verstoßen werden (V. 14-15).

Alles dieses klingt in der Episode von der Tempelreinigung mit, weil Markus gezielt auf die alttestamentlichen Texte hinweist. Für seine Schüler war es wichtig, nicht nur ein Zitat zur Kenntnis zu nehmen, sondern den ganzen Zusammenhang, in dem das Zitat oder der alttestamentliche Bezug stand.

Zusammenfassend lässt sich also sagen: Der Messias zieht als König in Jerusalem ein. Er besieht den Tempel und findet ihn ohne Frucht. Er reinigt ihn und erneuert ihn, indem er selber an die Stelle des „verdorrten“ alten Tempels tritt. Gott wohnt nun nicht mehr im Tempel aus Stein (vgl. Ag 7,48), sondern in Christus (Joh 14,10) und durch Christus unmittelbar in jedem Nachfolger (Eph 3,17). Dieser letzte Gedanke ist in Sacharja 14 und Jeremia 7 noch nicht enthalten. Er entfaltet sich, ausgehend von Paulus und Johannes, in der jungen Christenheit. Bei Markus ist er längst angekommen, wie der Abschluss dieser Episode zeigt: Es ist Gott in uns, der einen Glauben bewirken kann, der Berge versetzt.

2. Glaube ohne Tempel

Ein Glaube, der Berge versetzt? Es lohnt sich, einmal genauer hinzusehen. Denn so steht es ja nicht bei Markus. Sein Messias antwortet auf einen Hinweis von Petrus (Rabbi, sieh, der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist verdorrt!, Mk 11,21) mit dem Ausspruch: Wer zu diesem Berge spräche: Heb dich und wirf dich ins Meer! Und zweifelte nicht in seinem Herzen, sondern glaubte, dass es geschehen werde, was er sagt, so wird’s ihm geschehen (V.23). Es geht also nicht um das Versetzen irgendwelcher Berge, sondern um das Versetzen dieses Berges. Es ist der Tempelberg.

Wir haben schon gesehen: Berge wurden als potentielle Gottesnähe interpretiert. Auf dem Berg betet Jesus zu seinem Gott (Mk 6,46). Auf dem Berg beruft Jesus seine Jünger (Mk 3,13). Auf dem Berg wird Jesus verklärt (Mk 9,2). Heiligtümer wurden auf Bergen und Höhen gebaut, auch die Heiligtümer der heidnischen Umwelt Israels. Das Alte Testament ist voll von Bezügen zu den „Bergen“ als Orte des Götzendienstes (Salomo liebte Jahwe, indem er in den Satzungen seines Vaters David wandelte; nur opferte und räucherte er auf den Höhen, 1Kön 3,2ff). (Beachte auch Jesu Versuchungsgeschichte bei Lk und Mt, wo der Versucher ihn auf einen hohen Berg führt, um von ihm angebetet zu werden, Lk 4,5f.; Mt 4,8f. – Umgekehrt finden wir Jesus vor seiner Verhaftung in Gethsemane, im tiefsten Tal, Ausdruck seiner gefühlten Ferne von Gott.)

Die Berge und Höhen stehen als Anbetungsorte in gewisser Konkurrenz zueinander. So kann Micha formulieren: In den letzten Tagen aber wird der Berg, darauf Jahwes Haus ist, fest stehen, höher als alle Berge (Mi 4,1). Nicht dass es geologisch keine höheren Berge gäbe – aber theologisch ist der Tempelberg der höchste. Dasselbe gilt für Sacharja 14, wo es in V. 10 heißt: Und das ganze Land wird verwandelt werden in eine Ebene… Aber Jerusalem wird hoch liegen und an seiner Stätte bleiben. Alle Berge und Höhen also, die durch ihre Kultstätten eine Gottesnähe beanspruchen könnten, werden „am Tag des Herrn“ eingeebnet werden, so dass allein der Tempelberg als Höhe übrig bleibt.

Anmerkung:
 Jetzt verstehen wir auch besser, was in Jes 40,3-5 ausgedrückt werden soll:
Es ruft eine Stimme: In der Wüste bereitet dem HERRN den Weg, macht in der Steppe eine ebene Bahn unserm Gott! Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden, und was uneben ist, soll gerade, und was hügelig ist, soll eben werden; denn die Herrlichkeit des HERRN soll offenbart werden.

Und nun also dieser Satz vom Messias: Wer zu diesem Berg (dem Tempelberg!) spräche: Heb dich und wirf dich ins Meer … Nun wird deutlich, dass in den Worten des Markus ausgedrückt wird: Auch der Tempelberg wird nicht mehr sein! Das Meer als Ort der Vernichtung ist uns bereits in Mk 4,35-41 begegnet. Vgl. Ps 46,3: Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken. (vgl. auch Offb 6,14: Alle Berge und Inseln wurden wegbewegt von ihrem Ort.)

Betrachten wir Mk 11,21ff. unter dieser Perspektive, so wird der Sinnzusammenhang deutlich. Petrus muss feststellen, dass der Feigenbaum tatsächlich verdorrt ist. Seine Feststellung ist gleichzeitig eine besorgte Frage: Was wird aus uns, wenn der Feigenbaum keine Frucht bringt, wenn also selbst der Tempel „am Tag des Herrn“ vernichtet werden wird? Christus antwortet: Nicht der Tempel ist entscheidend, sondern der Glaube an Gott (Mk 11,22). Im Glauben an Gott und im Gebet (V. 24), also in der Beziehung zu ihm, liegt das Heil.

Immer wieder müssen wir uns daran erinnern, dass zu Markus‘ Zeiten der Tempel bereits in Trümmern liegt. Von ihm ist kein Heil mehr zu erwarten. Gott hat sich gegen ihn entschieden (ihn „verflucht“, ihn verdorren lassen). Und zu der Zeit, in der Markus diese Geschichte schreibt, ist Christus längst gekreuzigt, längst auferstanden, längst der Glaubensmittelpunkt für Markus und seine Täuflinge. Christus wird (noch vor Markus) umgedeutet zum neuen Tempel. „In ihm“ (beliebte Formulierung bei Paulus) wird nun Gott angebetet. Ein irdisches Opfer in einem irdischen Tempelgebäude ist nicht mehr nötig: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden (2Ko 5,1). Christen schauen also nicht ängstlich auf den zerstörten Tempel, sondern glaubensvoll auf den neuen Tempel in Christus. Wer das glauben kann, erfährt „das Neue“, wird zu einer neuen Kreatur: Habt Glauben an Gott! Wer zu diesem Berg spräche: Heb dich und wird dich ins Meer… so wird’s ihm geschehen (Mk 11,33). Was dem Glaubenden geschieht, ist dies: Er kann sich lösen vom irdischen Kult, wie immer er aussieht, und kann sich vertrauensvoll und anbetend in den „Tempel“ Christus begeben.

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